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con-text ideenlabor | Textarchiv | Keimendes Herz
Dicke, schwarze Linien umschlingen einander. Wie die geheimnisvollen Wurmgänge einer Baumrinde suchen sie ihren Weg auf dem Papier, hinterlassen Höhlen und Windungen, kreuzen und verbinden sich oder verpassen einander um abrupt in einer Sackgasse zu enden. Landkarten des Unbewussten hat der 1924 im spanischen Baskenland geborene Bildhauer Eduardo Chillida mit seinen rund 500 grafischen Arbeiten geschaffen. Einen repräsentativen Querschnitt mit 180 Werken aus vier Jahrzehnten zeigt das Ernst Barlach Museum Wedel derzeit mit der Ausstellung "Eduardo Chillida - Die lautlose Musik". Die in strengem Schwarzweiß Kontrast gehaltenen Aquatinta-Radierungen, Lithografien, Papiercollagen und Filzreliefs gruppieren sich um drei von Chillidas Tonnen schweren Eisenskulpturen.
Eine wirklich gelungene Präsentation, bei der die unterschiedlichen Arbeiten miteinander zu kommunizieren scheinen und den lauschenden Besucher in einen mystischen Diskurs verstricken. Dabei wird deutlich, dass sowohl die Bilder als auch die Plastiken einem gemeinsamen Grundprinzip folgen: Sie kennen keine Vollendung, sondern sind vielmehr Momentaufnahmen eines unendlichen Prozesses. Seine archaisch anmutenden Zeichen und abstrakten Gleichnisse verzahnen sich mit dem Raum außerhalb der Grafik, des Blattes und der Skulptur. Die Leere gehört daher ebenso zu Chillidas Werken, wie deren Schatten. Etwa 50, manchmal sogar winzige Prägedrucke, loten im Erdgeschoss zusammen mit der Skulptur "En el Limite I" von 1995 die Grenze zwischen Masse und Licht, Materie und Geist aus.
Im Zentrum des "Raumes der Labyrinthe und geheimen Gassen" im Untergeschoss steht dagegen der dreiteilig ineinander verschachtelte Eisenkubus "Proyecto para un Monumento" (Entwurf für ein Denkmal) von 1969. An seinen dynamischen Kraftlinien ausgerichteten, entwickeln 30 Holzschnitte und Siebdrucke mit ihren verknoteten Wegen und schwarzen Flächen einen rätselhaften Stadtplan. Die vertikalen und horizontalen Geometrien der 900 Kilo schweren Stele "Gurutzeak" (Kreuzen) eröffnet das Obergeschoss mit 23 Großformaten: Ein Szenario von Kreuzungen, Verbindungen und Aushöhlungen. "Ich beginne bei meinem Werk mit dem Herzen. Das Herz ist sozusagen der erste Keim", sagt Chillida. Bis auf wenige Ausnahmen hat er nie gegenständlich gearbeitet. Das sichtbare Äußere interessiert ihn nicht. Er forscht im Innern nach den Grundmustern des Seins. ULRIKE BALS
"Eduardo Chillida - Die lautlose Musik": Ernst Barlach Museum Wedel, bis 13. Mai
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